Wenn du dich bereits mit händigkeitsgerechtem Musizieren und möglichem Um- und Rückschulen beschäftigt hast, dann ist dir wahrscheinlich der Satz begegnet, dass Druck dem Prozess nicht förderlich ist. Dies möchte ich unterstreichen:
Druck ist dem Prozess nicht förderlich.
Ich rede nicht von der Wohltat, die gewisse Verbindlichkeiten mit sich bringen: es ist gut, einen Konzerttermin zu haben, bis zu dem ein Programm stehen muss; eine Uhrzeit für Probenanfang und -ende, die nicht du selbst dir setzt, sondern die einfach auf deinem Zettel stehen und für die du gebucht bist und Punkt. Diese Rahmenbedingungen tun gut und entlasten.
Be-lastend dagegen ist es, wenn du während deines Umlernens ernsthaften Existenzängsten ausgesetzt bist; wenn du nicht weißt, wie du die Miete und das Essen bezahlen sollst, weil du weniger Pensum bewältigst als früher und dadurch weniger Einkommen hast; belastend ist, wenn du nicht weißt, wie du deine Kinder trösten sollst, weil du überwältigt von dem Neuronenfeuerwerk in deinem Kopf und nicht weißt, wo du Trost und Ruhe finden kannst.. Belastend ist, wenn du merkst, dass sich dein Weg verändert, und zwar genau dadurch, dass du ihn gehst; wenn du nicht erkennen kannst, wohin dich dieser neue Weg letztendlich führen wird, und gleichzeitig sehr reale, kleine und hungrige Menschen von dir und nur von dir abhängen, damit du ihnen Wege zum Gehen ins Leben zeigst.
Diese Belastungen durch existenziellen Druck sind nicht zu unterschätzen. In meinem Fall waren sie alle gegeben. Sie haben mich nicht davon abgehalten, meinen Weg weiterzugehen, aber ich vermute, dass sie mich als Mensch verändert haben. Ich vermute, dass ich Angst zwar durchschreiten konnte; ich sterbe nicht an Angst. Aber wenn wir viele Schritte mit und in Angst gehen müssen, dann verändert sich auf Dauer die Art, wie wir unsere Füße setzen. Angst wurde ein Teil meines Vorwärtsgehens.