Mehr von den Hirnhälften

Jetzt ein kleiner Ausflug in andere Körperregionen, die auch von der Hirnhälftendominanz berührt werden:

Wenn du, sagen wir, gern Fußball spielst, dann hast du höchstwahrscheinlich einen Fuß, mit dem du den Ball öfter ins Tor bringst als mit dem anderen; einen Fuß, der beim Ausdribbeln tänzelt und antäuscht und einen, der den Dribbler dabei aufrecht hält; und wenn Fußball nicht dein Sport ist, dann hast du vielleicht einen Fuß, mit dem du sicher auf dem Tretroller stehst und einen, mit dem du Anschwung gibst. Den jeweils anderen Fuß zu trainieren, hilft beiden und macht Spaß; ändert aber nichts daran, mit welchem Fuß du letztlich fester und genauer schießen kannst. Standbein und Spielbein sind ein Ergebnis davon, dass deine Hirnhälften sich die Arbeit aufteilen, eine Seite aber den Ton angibt.

Es gibt auch ein Auge, das an die Linse des (analogen) Fotoapparats geht, und eines, das sich hinten anstellt. Es gibt auch ein Ohr, das den Ton beim Hörtest in der Ohrenarztpraxis früher hört als das andere. Es gibt eine Seite der Hüfte, mit der die Bauchtänzerin schöner kreisen kann als mit der anderen; so sehr sie auch beide trainiert hat und sie natürlich beide wunderschön sind. Wenn du Kinder gestillt hast, dann weißt du, dass eine Seite deiner Brust mehr Milch produziert, also nahrhafter ist als die andere; das ist deine „Schokoladenseite“. Und trotzdem hat die Natur beide Seiten gemacht. Auf eine zu verzichten wäre wirklich keine gute Idee.

An dieser Ungleichseitigkeit ist nichts zu machen – wäre etwas daran zu machen, würden die Fußballnationalspieler längst so trainiert, dass sie nicht Links-, nicht Rechts-, sondern Beidschützen wären, weil das auf dem Rasen ein Riesenvorteil wäre. Es ist aber nichts daran zu machen, und deswegen wird der Trainer bei der Aufstellung seiner Spieler unter anderem berücksichtigen, welcher Fuß seiner Torjäger jeweils der stärkere ist und sie entsprechend zum Tor platzieren.

Deine Füßigkeit, die Ohrigkeit und Äugigkeit sagen nun nicht unbedingt etwas über deine Händigkeit aus (natürlich auch nicht über deine Hüftigkeit, welche noch weniger erforscht ist als die anderen -keiten). Oft haben Linkshänder ein stärkeres rechtes Bein, Rechtshänder ein stärkeres linkes; sagte ich schon, dass die Natur gerne ausgleichend arbeitet? – Es ist aber davon nichts bewiesen und daran ist das Schöne: du darfst dich überraschen lassen! Bei jedem Menschen ist alles wieder anders.