Ein erheblicher Anteil der linkshändigen Kinder ist zum Zeitpunkt des Schuleintritts bereits zum vermeintlichen Rechtshänder umgeschult worden. Wie das geschieht: natürlich nicht mit Absicht! Oft aber durch die unbewusste, niemals laut ausgesprochene Grundhaltung: erstmal probieren, ob’s normal geht; und wenn das gar nicht gehen will, dann sehen wir halt weiter.
Früher ging man von einem Linkshänderanteil von etwa 4% aller Menschen aus. Das war in der Zeit, als das Umerziehen noch zum guten pädagogischen Ton gehörte und körperliche Gewalt ein legitimes Mittel für vieles war (man denke an auf dem Rücken festgebundene, „hässliche“ Hände und den allgegenwärtigen Rohrstock). Heute, wo Pädagogen nicht mehr absichtsvoll, manchmal aber leider unabsichtlich umschulen, kursiert die Zahl von 10% Linkshänderanteil. Tatsächlich gehen viele, die sich mit dem Thema schon lange beschäftigen, von etwa 35-45% Linkshändern aus (vergleiche J.B. Sattler, Der umgeschulte Linkshänder oder der Koten im Gehirn).
Die Differenz, also etwa 25-35% aller Menschen, können versteckte oder verdeckte Linkshänder genannt werden.
Wie ist das möglich? Oft tragen Familien seit Generationen das Phänomen von umgeschulter Linkshändigkeit mit sich.
Häufig höre ich den Satz, von jemandem auf mein linkshändiges Spielen angesprochen: „Ja, in unserer Familie haben wir auch ganz viele Beidhänder, und ich hab früher auch vieles mit links gemacht“. Das ist okay. Nur:
Es gibt keine Beidhänder.
Es gibt lediglich Menschen mit rechtsseitiger oder linksseitiger Hirnhälftendominanz, die ihre jeweils andere Seite gut trainiert haben und damit einen hohen Grad von Kommunikation zwischen beiden Gehirn- und Körperhälften erreichen. Dies ist jedem Menschen mit entsprechender Übung möglich. Die meisten vermeintlichen Beidhänder sind mit hoher Wahrscheinlichkeit umgeschulte Linkshänder.